Dividendenaktien und Dividendenfonds sind oft eine beliebte Wahl für Anleger, die auf ein stetiges Einkommen setzen. Die Aussicht auf regelmäßige Ausschüttungen in Form von Dividenden zieht vor allem Investoren an, die nach stabilen Erträgen suchen. Doch bei genauer Betrachtung erweist sich diese Strategie nicht immer als das Ultima Ratio in der Geldanlage. Es gibt mehrere Argumente, die gegen eine ausschließliche Fokussierung auf dividendenstarke Wertpapiere sprechen.

Einkommen, so oder so

Zwei Methoden zur Einkommensgenerierung im Vergleich

Kapitalerhalt und Flexibilität

Eine der oft übersehenen Folgen von Dividendenausschüttungen ist, dass sie den Aktienwert beeinflussen. Sobald ein Unternehmen Dividenden an die Aktionäre auszahlt, sinkt in der Regel der Aktienkurs entsprechend. Dies bedeutet, dass zwar ein Einkommen in Form von Dividenden erzielt wird, gleichzeitig jedoch der Wert des Aktienbestands sinkt. Dadurch kann die Gesamtrendite der Anlage beeinträchtigt werden, da weniger Kapital zur Wertsteigerung zur Verfügung steht.

Eine alternative Methode zur Einkommensgenerierung ist der gezielte Verkauf von Aktien. Dies bietet den Vorteil, dass Anleger flexibler agieren können. Sie haben die Kontrolle über den Zeitpunkt und die Höhe der Verkäufe und sind nicht von den Ausschüttungsentscheidungen der Unternehmen abhängig. Auf diese Weise kann das Einkommen planbarer und individuell an die Bedürfnisse des Anlegers angepasst werden.

Risiko der Dividendenkürzung

Dividendenzahlungen sind keineswegs garantiert und unterliegen wirtschaftlichen Schwankungen. Unternehmen können ihre Dividenden in Zeiten finanzieller Schwierigkeiten kürzen oder ganz streichen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist General Electric, das nach über 100 Jahren regelmäßiger Dividendenzahlungen die Ausschüttung auf nur einen Cent pro Aktie reduzierte. Auch Vodafone musste nach Jahrzehnten stabiler Zahlungen seine Dividenden kürzen. Solche unvorhergesehenen Änderungen können die Renditeerwartungen erheblich beeinträchtigen und Anleger vor unerwartete Herausforderungen stellen.

Begrenzte Auswahl an Unternehmen

Ein weiteres Argument gegen eine reine Dividendenstrategie ist die eingeschränkte Auswahl an potenziellen Investitionen. Historisch gesehen schütteten im Schnitt nur etwa 52 % der Unternehmen in den USA Dividenden aus. Ein Anleger, der sich nur auf diese Wertpapiere konzentriert, verzichtet somit auf fast die Hälfte der am Markt verfügbaren Investitionsmöglichkeiten. Dies kann zu einer unzureichenden Diversifikation führen und das Risiko im Portfolio erhöhen. Eine zu starke Abhängigkeit von dividendenstarken Unternehmen schränkt zudem die Flexibilität ein, in andere wachstumsstarke, aber nicht dividendenzahlende Firmen zu investieren.

Gesamtrendite im Fokus

Ein häufiger Fehler ist, die Dividendenrendite isoliert zu betrachten. Die Gesamtrendite einer Anlage setzt sich jedoch aus den Dividendenerträgen und den Kapitalgewinnen zusammen. Unternehmen mit hoher Dividendenrendite erzielen nicht zwangsläufig eine hohe Gesamtrendite. Es gibt zahlreiche Firmen, die trotz niedriger oder keiner Dividendenzahlungen durch Kursgewinne hohe Renditen erzielen. Anleger, die sich ausschließlich auf Dividendenpapiere fokussieren, laufen Gefahr, Unternehmen mit starkem Wachstumspotenzial zu übersehen, die ihre Gewinne reinvestieren, anstatt sie an die Aktionäre auszuschütten.

Handelskosten und Steuern

Dividenden unterliegen oft einer höheren Besteuerung als Kapitalgewinne. Während Kursgewinne in vielen Ländern steuerlich begünstigt sind, fallen Dividenden häufig unter eine höhere Steuerlast. Zudem entstehen bei der regelmäßigen Reinvestition von Dividenden oder dem Verkauf von Aktien zur Einkommensgenerierung Handelskosten, die die Netto-Rendite schmälern können. Diese zusätzlichen Kosten sollten nicht außer Acht gelassen werden, wenn man die Vor- und Nachteile der verschiedenen Strategien abwägt.

Fazit

Dividendenaktien und -fonds bieten zweifellos eine attraktive Möglichkeit, ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen, insbesondere für konservativ orientierte Anleger. Allerdings sollten sie nicht als das Ultima Ratio der Geldanlage betrachtet werden. Die Fokussierung auf dividendenstarke Wertpapiere bringt Risiken wie Dividendenkürzungen und eine eingeschränkte Auswahl an Unternehmen mit sich. Zudem bedeutet eine hohe Dividendenrendite nicht automatisch eine hohe Gesamtrendite, was eine langfristige Wertsteigerung beeinträchtigen kann.

Sie sollten ihre Strategie immer im Kontext ihrer übergeordneten Anlageziele und Risikotoleranz betrachten. Eine ausgewogene Mischung aus wachstumsstarken und dividendenstarken Unternehmen, kombiniert mit Flexibilität bei der Einkommensgenerierung, bietet oft die besseren Renditechancen.